Hanfbeton ist eine Mischung aus Hanfschäben, Kalk und Wasser. Als Baumaterial weist er hervorragende Dämmeigenschaften und eine sehr gute Ökobilanz auf.

Hanfbeton – Umweltfreundliche Revolution der Baubranche

Die Baubranche steht immer wieder im Fokus von Diskussionen über Nachhaltig- und Umweltfreundlichkeit. Die Wohnungsknappheit und die anhaltenden Riesenbauten sind nur ein Aspekt davon. Auch der Einsatz von Baumaterialien, die nach Ablauf ihrer Lebenszeit nicht wiederverwertet werden können und aufgrund ihrer komplexen Zusammensetzung aufwendig als Sondermüll entsorgt werden müssen, belastet die Umwelt. So bezeichnete schon ein bekannter Wiener Architekt den herkömmlichen Hausbau folgendermaßen: „Wir bauen den größten Sondermüll der Baugeschichte“. Folglich gibt es auch immer wieder neue Gesetzesauflagen – sei es von der Bundesregierung oder der EU – zu einer Verbesserung der aktuellen Situation. Eine wirkliche Veränderung war allerdings bis vor Kurzem noch nicht festzustellen.

Dabei existiert mit Hanfbeton bereits ein Baumaterial, das eine perfekte Ökobilanz aufweist. Es bietet nicht nur sehr gute Eigenschaften im Hausbau, sondern ist auch recycelbar. Nun erlebt Hanfbeton endlich einen Trend und wird mittlerweile von immer mehr Bauherren entdeckt. Wir stellen euch das umweltfreundliche Baumaterial aus der Hanfpflanze genauer vor.

Was ist Hanfbeton?

Bei Hanfbeton handelt es sich nicht um Beton im klassischen Sinne. Vielmehr ist das Baumaterial eine Mischung auf Hanf, Kalk und Wasser. Vom Nutzhanf werden dabei die Schäben, also der innere Teil des Pflanzenstiels, verwendet. Einige bezeichnen die Masse, die übrigens nur 1/6 von herkömmlichem Beton wiegt, auch synonym als Hanfkalk.

Sie kann an vielen Stellen des Hausbaus eingesetzt werden. Möglich ist bspw. das Eingießen in Wände oder das ganze Fundament. Außerdem findet Hanfbeton Anwendung in Putzsystemen und der Dämmung (Innendämmung, Außendämmung, Dachdämmung). Auch für Unterböden ist die Masse geeignet.

Vorteile des vielseitigen Baumaterials

Produktion

Einer der größten Vorteile von Hanfbeton liegt in der einfachen Herstellung, angefangen bei dem problemlosen Anbau der Pflanze. Denn Nutzhanf wachst im Prinzip überall und ist dafür bekannt, auch unter schlechten Bedingungen zu gedeihen. Zudem benötigt die Pflanze relativ wenig Wasser und kaum Dünger, was ihr viele Punkte in Sachen Umweltfreundlichkeit und Nachhaltig einbringt.

Transport und Recycling

Weitere Gründe für die Umweltfreundlichkeit liegen im geringen Gewicht des Hanfbetons und dem damit verbundenen einfachen Transport. Zudem kann das Baumaterial, wenn es nicht mehr benötigt oder umgebaut wird, problemlos entsorgt werden. Denn aufgrund seiner natürlichen Stoffe, kann es komplett ökologisch abgebaut werden. Es verrottet einfach. Genauso einfach kann Hanfbeton nach dem Ausbau aber auch wiederverwendet werden.

Dämmfähigkeiten & Temperaturregulierung

Normalerweise werden Häuser heutzutage mit mehreren Schichten gebaut, um eine ideale Dämmung zu gewährleisten. Dies macht Neubauten allerdings auch anfällig für Schimmel, Kondenswasser, Ungeziefer und Bakterien.

Mit Hanfbeton ist dies alles nicht mehr notwendig. Das Baumaterial dämmt hervorragend, speichert Wärme und reflektiert diese auch. Das bedeutet, dass es im Winter immer schön warm im Inneren ist, während das Haus im Sommer kühl gehalten wird. Dies kommt einer Energieeinsparung von 50 – 70% gleich. Aber nicht nur die Wärmeleitfähigkeiten sprechen für Hanfbeton. Auch seine Feuchtigkeitsregulation und seine Eigenschaften in Bezug auf das Raumklima, die denen von Lehm sehr ähnlich sind, bieten Vorteile. So nimmt Hanfbeton Luftfeuchtigkeit auf und absorbiert sie wieder. Dadurch kann sich keine Feuchtigkeit absetzen und Schimmel bilden. Außerdem neutralisiert Hanfbeton Gerüche und reinigt die Luft auf natürliche Weise. Diese Eigenschaften hindern nicht nur eine Schimmelbildung, sondern auch, dass Ungeziefer sich einnistet.

Insgesamt bedeutet das, dass bei Neubauten mit Hanfbeton keine weitere Dämmung benötigt wird und auf mehrere verschiedene Schichten verzichtet werden kann. Man spricht hierbei auch von einer monolithischen Bauweise.

Schalldämmung

Wenn ihr selbst schon einmal gebaut habt oder einen Bauherren im Freundeskreis habt, wisst ihr sicherlich, dass auch die Schalldämmung heute zu einem wichtigen Thema geworden ist. Geräuschdurchlässige Wände sind ein Ärgernis, mit dem sich mittlerweile keiner mehr rumschlagen möchte. Hanfbeton bietet auch in diesem Punkt ausgezeichnete Werte. Wird er als Trittschalldämmung eingesetzt, kann der Lärm innerhalb des Hauses stark verringert werden. Und auch Lärm nach außen wird erheblich gedämmt, wenn Hanfbeton zum Einsatz kommt.

Weitere Eigenschaften

Durch die besondere Verbindung von Hanf und Kalk, ist Hanfbeton nur schwer brennbar. Und sollte doch einmal ein Brand auftreten, entstehen keine giftigen Gase.

Zudem erwähnenswert ist, dass Hanfbeton trotz seiner natürlichen Herkunft von Tieren nicht als Futterquelle angesehen wird. Für Mäuse oder bestimmte Käferarten ist er also nicht interessant. 

Zu guter Letzt gilt für Hanfbeton, dass Zeit und das Wetter das Baumaterial nicht schwächen, sondern es sogar noch stärker machen. Denn Wind und verschiedene Wettereinflüsse sorgen dafür, dass Hanfbeton mit der Zeit versteinert und somit tatsächlich irgendwann der Härte von herkömmlichem Beton gleichkommt. Dabei bleibt er allerdings gleichzeitig sehr biegsam. So hält er Erdbeben und andere Bewegungen besser aus und droht nicht, zu brechen.

Wer bietet Hanfbeton und den Hausbau mit Hanf an?

Bei der Frage, wie man nun vorgeht, wenn man sich dafür entscheidet, mit Hanfbeton zu bauen, kommt es zuerst einmal auf das Bauprojekt an. Denn grundsätzlich kann Hanfbeton auch relativ einfach in einem Zementmischer selbst hergestellt werden.

Wenn nur ein kleiner Teil des Hauses oder eine Mauer saniert werden sollen, macht es daher durchaus Sinn, seinen Hanfbeton selbst herzustellen. Das ist sowohl kostentechnisch als auch vom Aufwand her umsetzbar. Allerdings hängt dies natürlich immer von der Verfügbarkeit der Materialien ab. Nicht in allen Regionen und Ländern sind Hanfschäben problemlos kurzfristig lieferbar.

Wer sich hingegen für ein größeres Bauprojekt oder gar einen Neubau entscheidet, der sollte sich an eine spezialisierte Baufirma wenden. Mittlerweile gibt es mehrere Anbieter auf dem Markt, die sich auf Neubauten mit Hanfbeton konzentrieren. Sie setzen die Bauprojekte normalerweise zu ähnlichen Preisen wie herkömmliche Hausbauten um. So sollte es wirklich für keinen, der im Bau auf nachhaltige Materialien zurückgreifen möchte, ein Hindernis mehr sein.

 

Quellen:

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