Die Hanfpflanze enthält über 100 verschiedene Stoffe wie Cannabinoide, Terpene und Flavonoide. Viele von ihnen haben spezifische Wirkungen. THC macht zum Beispiel high, während CBD sich unter anderem durch seine schmerzstillenden und beruhigenden Eigenschaften auszeichnet. Man würde meinen, dass jeder dieser Stoffe isoliert am stärksten wirkt. Tatsächlich sind die Wirkungsweisen aber meistens besser und wünschenswerter, wenn mehrere Stoffe gemeinsam eingesetzt werden. Grund dafür ist der sogenannte „Entourage-Effekt“.
Wer sich mit der Wirkung der Hanfpflanze auf den menschlichen Körper, und CBD im Speziellen beschäftigt, stößt immer mal wieder über den kompliziert klingenden Begriff. Deswegen widmen wir unseren heutigen Artikel dem Entourage-Effekt und erklären euch, was es damit auf sich hat.
Der Entourage-Effekt zusammengefasst
Der Entourage-Effekt besagt, dass die einzelnen Bestandteile der Pflanze zusammenarbeiten, um einen stärkeren Effekt zu erzielen. Ein anderer Begriff ist „Pflanzen-Synergie“. Das beste Beispiel dafür sind THC und CBD. Würde man THC isoliert einnehmen, können Nebenwirkungen wie eine zu starke berauschende Wirkung eintreten. Wendet man es allerdings zusammen mit CBD an, treten diese Nebenwirkungen nicht auf. Denn das CBD schwächt sie ab.
Manche Stoffe in der Hanfpflanze können sogar noch mehr. Sie begünstigen die Wirkungen anderer Stoffe, indem sie bspw. deren Effekt verstärken oder dafür sorgen, dass sie schneller im Körper aufgenommen werden. Einige Terpene verfügen beispielsweise über diese Eigenschaft.
Wer immer noch Probleme hat, sich den Entourage-Effekt vorzustellen, kann dieses beliebte Beispiel zur Hilfe nehmen: Die Bestandteile der Hanfpflanze interagieren wie Gewürze. Pfeffer und Salz einzeln sind wichtig in einem Gericht. Aber erst durch Zugabe anderer Gewürze wie Paprika, Basilikum oder Thymian entfalten alle ihr komplettes Potenzial und harmonisieren. Ihr Zusammenspiel perfektioniert das Rezept.
Ein anderes Beispiel ist ein Orchester. Viele Instrumente wie eine Tuba oder Flöten klingen einzeln erst einmal gewöhnungsbedürftig. Spielen allerdings alle Instrumente zusammen, entsteht etwas Harmonisches.
Entdeckung des Entourage-Effekts
Vollständig belegt wurde der Entourage-Effekt erst 2011, Hinweise darauf gab es allerdings schon länger. Bereits 1976 begannen Forscher zu vermuten, dass manche Stoffe in der Hanfpflanze zusammenwirken und sich begünstigen. Damals standen auch THC und CBD im Fokus der Forschungen. 1981 folgte dann eine weitere Studie, die sich ebenfalls auf THC und dessen Zusammenspiel mit anderen Stoffen fokussierte. Im Jahr 1999 bekam das Zusammenspiel dann auch endlich seinen heutigen Namen, den Entourage-Effekt. Er wurde ihm vom israelischen Wissenschaftler Raphael Mechoulam verliehen, der den Effekt nachweisen konnte und somit auch als sein Entdecker gilt.
Ein weiterer wichtiger Schritt folgte allerdings erst 2011. In diesem Jahr veröffentlichte der amerikanische Arzt Dr. Ethan Russo seine Forschungen zu dem Thema. Russo hatte vorher lange an der University of Massachussetts zum Entourage-Effekt geforscht und sich auf die Synergie zwischen Cannabinoiden und Terpenen konzentriert. Letztere sind ein wichtiges Element, das in den Jahrzehnten davor nie in der Forschung miteinkalkuliert wurde. Erst Russo entdeckte ihre elementare Rolle bei der Begünstigung anderer Stoffe in der Hanfpflanze.
Stoffe in der Hanfpflanze
Die Inhaltsstoffe, die im Entourage-Effekt zusammenwirken, lassen sich in drei große Gruppen unterteilen:
Cannabinoide
Die sicherlich bekannteste Gruppe sind die Cannabinoide mit den Verbindungen THC und CBD. Aber auch andere Cannabinoide wie CBC, CBG und CBN spielen eine Rolle im Zusammenspiel der Pflanze. Der genaue Anteil an Cannabinoiden unterscheidet sich je nach Pflanzenart.
Terpene
Diese lange vernachlässigte Gruppe hat viele Vertreter. Tatsächlich wurden bereits über 200 verschiedene Terpene nachgewiesen. Bei ihnen handelt es sich um aromatische Verbindungen, die als Öle von der Hanfpflanze ausgeschieden werden. Sie sind es auch, die größtenteils den Geruch und Geschmack ausmachen. Das Terpenprofil ist bei jeder Pflanze unterschiedlich und variiert je nach Sorte, Anbaugebiet, Klima und vielen weiteren Bedingungen stark.
Bekannte Terpene sind Limonen, Mycren, Linalool, Alpha-Pinen und Beta-Caryophyllen. Wie auch die Cannabinoide haben sie bestimmte Wirkungen auf den Körper. Manche fördern bspw. den Abbau von Stress, während andere Terpene entspannend und entzündungshemmend sind.
Flavonoide
Bei den Flavonoiden handelt es sich um sekundäre Pflanzenstoffe. Sie kommen auch in vielen anderen Obst- und Gemüsesorten vor und man kennt mittlerweile über 8000 verschiedene Typen. Leider sind noch nicht alle erforscht, man weiß aber zumindest folgendes: Auch die Flavonoide spielen eine Rolle beim Entourage-Effekt und tragen zur Wirkung anderer Stoffe bei.
Was bewirkt der Entourage-Effekt?
Wir profitieren von unterschiedlichen Synergien, wenn mehrere Stoffe der Pflanze zusammen statt isoliert aufgenommen werden. Das sind die wichtigsten Vorteile des Entourage-Effekts:
- Erhöhung der Bioverfügbarkeit
Die Bioverfügbarkeit drückt aus, wie hoch der Anteil eines Wirkstoffes ist, den der Körper aufnimmt und verarbeitet. Dank des Zusammenspiels der einzelnen Teile steigt dieser Anteil und es können bspw. mehr Stoffe über den Magen-Darm-Trakt absorbiert werden.
- Beeinflussung zellulärer Transportvorgänge
Hier kommt bspw. das Terpen Mycren zum Einsatz. Es sorgt dafür, dass der Widerstand der Blut-Hirn-Schranke verringert wird, sodass andere hilfreiche Stoffe aus der Hanfpflanze passieren und ihre Wirkung entfalten können.
- Reduzierung von Nebenwirkungen bestimmter Stoffe
So wie THC haben auch andere Stoffe nicht nur positive Wirkungen. Die negativen Effekte werden aber oft durch andere Stoffe abgeschwächt oder eliminiert.
- Überwindung bakterieller Abwehrmechanismen gegen bestimmte Stoffe
Auch die Medizin weiß bereits um den Entourage-Effekt und hat damit begonnen, sich diesen bei der Entwicklung von Medikamenten zunutze zu machen. Ein Beispiel ist das international gut etablierte Spray Sativex. Es wird für MS-Patienten verschrieben und gegen Spastiken eingesetzt. Damit es gut über die Mundhöhle aufgenommen wird und schnell wirkt, vertraut man auf eine vielseitige Zusammensetzung aus unterschiedlichen Cannabinoiden und Terpenen.
Und dank der tiefgehenden Forschung von Dr. Russo wird es auch sicherlich bald noch weitere Medikamente geben, die auf den Entourage-Effekt setzen.
Quellen:
https://kraeuterpraxis.de/blog/was-ist-der-entourage-effekt-und-warum-ist-er-fur-cbd-ole-wichtig/
https://www.leafly.de/entourage-effekt-von-cannabis-warum-ganzpflanzen-medikamente-wichtig-sind/
https://www.hanf-extrakte.com/der-entourage-effekt-wirkstoffe-im-zusammenspiel/
https://www.cbd-vital.de/magazin/cbd-allgemein/was-ist-der-entourage-effekt
https://hanf-im-glueck.shop/entourage-effekt-erklart-warum-vollspektrum-besser-ist/
https://vitalhemp.de/Der-Entourage-Effekt-Cannabidiol-Oel
https://cbdratgeber.de/cannabidiol/was-ist-der-entourage-effekt/
https://www.medcan.ch/de/medizin/106-entourage-effekt
https://dailycbd.com/de/entourage-effekt/
https://sanaleo-cbd.de/der-entourage-effekt/
https://www.hanf-extrakte.com/terpene-terpenoide-flavonoide/