Könnte Biodiesel aus Hanf eine Alternative zu herkömmlichen Treibstoffen und den oftmals gar nicht so umweltfreundlichen Biokraftstoffen sein?

Biodiesel aus Hanf – der umweltfreundlichste Biokraftstoff?

Dass herkömmliches Diesel und Benzin irgendwann als Treibstoff ausdienen werden, ist schon lange absehbar. Das liegt nicht nur an dem offensichtlichsten Punkt, nämlich der drohenden Erdölknappheit. Auch die Auswirkungen auf den Klimawandel und die starke Umweltbelastung machen klar, dass fossile Brennstoffe irgendwann von einer Alternative überholt werden müssen.

Verschiedene Biokraftstoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden, sind heute schon im Einsatz. In Europa ist der wichtigste darunter Biodiesel aus Raps. Allerdings hat auch die Produktion von Biokraftstoffen oft Nachteile, bspw. die großflächige Abholzung des Regenwaldes, um Platz für Anbauflächen zu schaffen.

Hanf, aus dessen Samen Biodiesel produziert werden kann, könnte eine echte Alternative dazu bieten – wächst die Pflanze doch auch unter schlechten Bedingungen und auf nährstoffarmen Boden. Außerdem weist sie bessere Eigenschaften als Biodiesel aus Raps auf, z.B. in Bezug auf die Zähflüssigkeit bei kalten Temperaturen. Also woran liegt es, dass die Produktion und Verbreitung noch nicht weiter fortgeschritten ist?

Biokraftstoffe im Überblick

Aber jetzt erst noch einmal von vorne! Es gibt verschiedene Arten von Biotreibstoffen. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Kraftstoffen der 1. und der 2. Generation.

Bei ersteren handelt es sich um Produkte aus tierischen oder pflanzlichen Ölen (überwiegend pflanzlichen) und Zuckern. Daraus stellt man dann folgende Kraftstoffe her:

  • Biodiesel
  • Bio-Ethanol
  • Pflanzenöl

Besonders Biodiesel und Bio-Ethanol spielen in dem Bereich eine große Rolle. Biodiesel wird durch das Raffinieren von Ölen wie Raps, Ölpalmen, Sonnenblumen oder Soja gewonnen und für gewöhnlich mit normalem Diesel im Verhältnis 4:1 gemischt. Je nach Bauweise des Fahrzeugs sind aber auch andere Mischungsverhältnisse und sogar ein kompletter Ersatz von herkömmlichem Diesel möglich.

Bio-Ethanol hingegen wird bei Autos, die Benzin tanken, eingesetzt. Er entsteht durch die Verarbeitung von Biomasse auf Basis von Pflanzen wie Mais, Zuckerrübe oder Getreide. Bio-Ethanol kann normalerweise nur zu 10% dem normalen Benzin beigemischt werden. Wird der Motor allerdings angepasst, sind auch Mischungen von bis zu 85% Bio-Ethanol möglich.

Bei den Kraftstoffen der 2. Generation handelt es sich bspw. um Bioerdgas und Bio-Kerosin. Sie sind allerdings noch nicht sonderlich weit verbreitet und teilweise noch gar nicht fertig entwickelt.

Obwohl Biokraftstoffe und besonders Biodiesel von vielen als Rettung des bestehenden Treibstoffproblems angepriesen werden, ist die Antwort nicht so einfach. Denn auch die als so umweltfreundlich geltenden Treibstoffe verursachen oft Probleme.

Besonders in die Kritik geraten ist die massive Abholzung von Regenwäldern, um Anbauflächen für Pflanzen zu schaffen, aus denen Biokraftstoffe gewonnen werden. Das ist ganz vorneweg die Ölpalme. Wegen ihr wurden ganze Regenwälder mit einer alarmierenden Geschwindigkeit dem Erdboden gleich gemacht. Viele Tiere wie der ohnehin gefährdete Orang-Utan haben dadurch ihre Heimat verloren. Aber auch große Teile an Ackerland, die eigentlich für den Anbau von Nahrungsmitteln vorgesehen waren, wurden für Biokraftstoffe zweckentfremdet. Da mehr Anbaufläche benötigt wird, um Pflanzen für Nahrungsmittel als für Treibstoffe anzubauen, sind die Lebensmittelpreise daher in einigen Gebieten angestiegen. Gerade für ärmere Regionen und Entwicklungsländer ist dies eine dramatische Entwicklung.

Potenzial von Hanf als Biokraftstoff

Auch aus unserem geliebten Nutzhanf kann Biodiesel hergestellt werden. Und das bei Weitem nicht auf so zerstörerische Weise wie bei anderen Biokraftstoffen.

Die Hanfsamen, also die Früchte der Hanfpflanze, können zu Biodiesel verarbeitet werden. Sie haben zwar keinen so hohen Ertrag wie andere Pflanzen, bspw. Raps. Allerdings gleichen sie dieses Problem durch viele Vorteile wieder aus. So wächst Nutzhanf z.B. viel schneller als die Pflanzen, die bisher zur Herstellung von Biokraftstoffen angebaut werden. Dabei begnügt er sich auch mit schlechten Bodenbedingungen. Er wächst also problemlos auf nährstoffarmen oder sogar verschmutzten Boden.

Auch wenn man sich den Ressourceneinsatz zur Bewirtschaftung der Anbauflächen anschaut, schneidet Hanf positiv ab. Denn die vielseitige Pflanze benötigt nur sehr wenig Wasser und kaum Düngemittel. Das ist nicht nur ein großer Kostenfaktor, sondern entlastet auch die Umwelt enorm. Denn durch den Einsatz von Düngemitteln werden immer wieder Böden, das Grundwasser und ganze Ökosysteme zerstört.  

Auch die Eigenschaften von Hanf-Biodiesel sind besser als die der Raps-Alternative. Letztere ist in kalten Wintermonaten oftmals nicht für den Betrieb geeignet, da der Diesel sehr zähflüssig wird. Bei Diesel aus Nutzhanf hingegen ist dies nicht der Fall, da er bei niedrigen Temperaturen eine höhere Fließfähigkeit aufweist.

Ein letzter Pluspunkt von Hanf ist die Tatsache, dass alle Teile der Pflanze verwendet werden können. Nachdem das Öl für den Biodiesel aus den Samen gepresst wurde, können die Abfälle zu Tiernahrung verarbeitet werden. Die restlichen Teile des Hanfs, wie bspw. die Fasern, dienen als Rohstoff für weitere Branchen. Sie finden in der Papierproduktion, aber auch im Bauwesen Anwendung. Das macht Hanf zu einer sehr ertragreichen Pflanze.

Wieso ist die Entwicklung noch nicht weiter fortgeschritten?

Wenn Hanf doch so viele Vorteile als Biodiesel hat, wieso wird er dann noch so gut wie gar nicht als Treibstoff genutzt? Besonders wenn man bedenkt, dass bereits Henry Ford – Gründer des Automobilkonzerns Ford – Hanf als Kraftstoff im Sinn hatte und eines seiner ersten gebauten Autos damit betrieben werden sollte.

Die Antwort darauf ist relativ einfach: Hinter herkömmlichen Treibstoffen aus Erdöl steckt immer noch eine milliardenschwere Industrie. Die Petrochemie hat ein Monopol und kämpft aktiv gegen die Verbreitung und Förderung alternativer Treibstoffe. Wenn man verschiedenen Quellen glauben darf, ist dies auch der Antrieb der Propaganda gegen den Nutzhanf. Denn während die Pflanze noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielseitig genutzt wurde, bspw. als Rohstoff für Kleidungsstücke, begann in den anschließenden Jahrzehnten eine Kampagne gegen sie. Nutzhanf, der kaum das berauschende THC enthält, wurde als gefährliche Droge beschimpft und der Anbau in vielen Ländern verboten. Der geringe Anbau ist heutzutage auch immer noch einer der Hauptgründe, warum kaum Hanf zu Biodiesel verarbeitet werden kann.

Wir hoffen, dass sich das eines Tages ändern wird. Denn während Hanf als Biokraftstoff sicherlich nicht alle Probleme lösen würde, wäre es doch ein Start in die richtige Richtung.

 

 

 

 

 

Quellen:

https://www.eia.gov/energyexplained/biofuels/

https://www.biomasse-nutzung.de/biomasse/energetische-nutzung-bioenergie/biokraftstoffe/#:~:text=Aktuell%20werden%20haupts%C3%A4chlich%20folgende%20Ausgangsstoffe,Zuckerr%C3%BCben%20und%20Zuckerrohr

https://www.biomasse-nutzung.de/biodiesel/

https://sensiseeds.com/de/blog/hanf-biokraftstoff-alternative-zu-fossilen-brennstoffen/#:~:text=Biodiesel%20und%20Ethanol%20k%C3%B6nnen%20aus,von%20Biokraftstoffen%3A%20Biodiesel%20und%20Ethanol.&text=Hanf%2C%20wenn%20er%20als%20Rohstoff,w%C3%BCrde%2C%20k%C3%B6nnte%20beide%20Biokraftstoffe%20produzieren.

https://www.hanf-oel.org/biotreibstoff/

https://www.zativo.de/verwendungen-hanf/treibstoffquelle

https://www.hanf-magazin.com/nutzhanf/rohstoffe-aus-hanf/alles-ueber-hanf-15-zukunft-kraftstoffe-aus-hanf/

https://de.ergonengineering.com/hemp-produces-viable-biodiesel-study-finds-406975

http://news.bio-based.eu/media/news-images/20080319-03/08-03_hanfoel_als_kraftstoff_nova-tfz-1.pdf

https://www.zeitpunkt.ch/fileadmin/download/ZP_96/96_30-31_Biosprit-Schwindel.pdf

https://www.royalqueenseeds.de/blog-hanf-ein-effizienter-biokraftstoff-wartet-auf-seine-zeit-n307

https://www.dw.com/de/ist-hanf-wirklich-eine-wunderpflanze/a-50613751

https://www.psychotropicon.info/ist-hanf-der-beste-biokraftstoff/

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