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Die erste Bibel von Johannes Gutenberg, dem Erfinder des Buchdrucks, wurde 1455 auf Papier aus Hanf gedruckt. Und das war keineswegs der allererste Einsatz von Hanf als Rohstoff. Vielmehr war die vielseitige Pflanze bereits vor Tausenden von Jahren ein wichtiges Material, das unter anderem zur Herstellung von Seilen, Segeln und Kleidung genutzt wurde. Auch heute noch wird Nutzhanf als Rohstoff für unterschiedlichste Zwecke eingesetzt und überzeugt dabei mit seiner Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit.  

Hanf – ein historischer Rohstoff

Das älteste dokumentierte Produkt aus Hanf wurde in China gefunden und stammt es dem Jahr 2800 v. Chr. Es handelt sich um Seile, die schon damals aus den Fasern der robusten Pflanze gewonnen wurden. Auch noch aus der Zeit vor Christus stammen die ältesten Funde von Hanfpapier, das um einiges langlebiger als herkömmliches Papier ist. Weiterhin spielte Hanf eine wichtige Rolle im Schiffsbau. Denn die Fasern der Pflanze wurden für die Herstellung von Segeln und Tauen verwendet – eine Praktik, die bis zum 19. Jahrhundert üblich war. Erst die Entdeckung von Holz für die Papierherstellung, sowie die industrielle Revolution, während derer Maschinen für die einfache Verarbeitung von Baumwolle entstanden, stoppten den Trend langsam, aber sicher.

Jetzt aber die gute Nachricht: in einigen Branchen wurde die Nutzung von Hanf als Rohstoff nie ganz aufgegeben und der Einsatz steigt allmählich wieder. So erlebt Hanf in der Baubranche einen Boom als natürlicher Dämmstoff. Aber auch andere Industrien wie die Automobil- und die Textilbranche greifen wieder vermehrt auf die nachhaltige Pflanze mit den vielen Vorzügen zurück.

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Vorteile von Hanf als Rohstoff

Dass der Trend zu Hanf als Rohstoff geht, verwundert nicht. Denn die Pflanze bietet gegenüber anderen Stoffen zahlreiche Vorteile. So ist sie sehr einfach anzubauen und wächst auf fast jeder Art von Boden. Im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wie bspw. Baumwolle kann also auf den Anbau in speziellen Ländern und die dadurch langen Transportwege verzichtet werden. Zudem benötigt Hanf keine Pestizide, Fungizide oder Herbizide und ist damit ökologischer als andere mit Chemikalien gespritzte Pflanzen. Davon profitieren besonders die heimischen Insekten, aber auch andere Tiere, sowie die umliegende Flora.

Darüber hinaus ist die genügsame und resistente Pflanze aufgrund ihres schnellen Wachstums und der großen Widerstandsfähigkeit der daraus gewonnenen Fasern sehr gefragt als Rohstoff. Und auch die Tatsache, dass jeder Teil der Hanfpflanze verwendet werden kann, macht sie zu einem äußerst effizienten Material.

Beim Einsatz von Hanf als Rohstoff spielen hauptsächlich die Stängel eine Rolle, aus der die feinen Fasern gewonnen und weiterverarbeitet werden können. Die restlichen Teile der Pflanze wie Samen, Blüten und Blätter werden für andere Verwendungszwecke genutzt. Aus den Hanfsamen können zum Beispiel Öle und Lebensmittel hergestellt werden.

Hanfpapier

Der Ruf nach Alternativen zum klassischen Kopier- und Schreibpapier wird immer lauter. Denn die Regenwälder, die für die Produktion abgeholzt werden und die Heimat für viele bedrohte Tier- und Pflanzenarten bilden, schrumpfen zunehmend. Zudem benötigt die klassische Papierproduktion so viele Chemikalien und einen so hohen Energieeinsatz, dass Umweltaktivisten schon seit Längerem dagegen protestieren.  

All diese Nachteile hat Papier aus Nutzhanf nicht, da die Fasern mit erheblich weniger Zusatzstoffen weiterverarbeitet werden können. Außerdem ist Hanfpapier widerstandsfähiger und kann öfter recycelt werden als Holzpapier. Da die Produktionskosten leider sehr hoch sind, beschränkt sich der Anwendungsbereich momentan allerdings noch auf Spezialpapiere und Filterpapier.

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Textilien aus Hanf

Für die Herstellung von Textilien wird eine besonders feine Hanfsorte verwendet, die dann zu Kleidungsstücken wie Hosen, T-Shirts und Pullis weiterverarbeitet wird. Außerdem gibt es schon spezielle Produkte wie bspw. Hundeleinen aus Hanf.

Kleidung, die aus Hanffasern hergestellt wurde, hat zahlreiche Vorzüge. Einerseits schwitzt man in solchen Kleidungsstücken sehr wenig. Andererseits nehmen sie Gerüche wie Schweiß nicht so schnell auf, was besonders in den heißen Sommermonaten praktisch ist. Und wer jetzt an Ökokleidung und braune Lumpen denkt, der kann beruhigt sein. Denn Hanfklamotten sind schon lange nicht mehr langweilig und einfarbig. Vielmehr überzeugen sie heutzutage mit modernen Tönen und Formen, und können damit problemlos mit der hanflosen Konkurrenz mithalten.

Hanf in der Baubranche

Auch die Baubranche erlebte in den letzten Jahren eine kleine Revolution und der Schrei nach nachhaltigen, aber dennoch effizienten Baumaterialien wurde immer größer. Dank dem Einsatz von Hanf ist nun zumindest für die Dämmung von Dächern und Außenwänden eine natürliche Lösung gefunden worden. Denn hier wird die anspruchslose Pflanze vermehrt als Dämmmaterial eingesetzt und überzeugt mit hohem Schall- und Dämmschutz bei gleichzeitiger Atmungsaktivität. Außerdem gilt sie als sehr staubarm und verträglich, was besonders Allergiker interessieren könnte.

Aber auch als Betonersatz im Hausbau ist der 100% natürliche Rohstoff Hanf einsetzbar. Denn gemischt mit Lehm oder Zement entsteht aus den Pflanzenstängeln ein robuster Ziegelstein, der bedenkenlos verarbeitet werden kann.

Und selbst als Holzersatz findet man Hanf plötzlich wieder. So können die Fasern durch ein besonderes Pressverfahren zu Brettern verarbeitet werden, die von ihren Eigenschaften her denen von Massivholz ähneln. Sie werden anschließend zur Herstellung von vielseitigen Möbelstücken genutzt und finden damit oftmals Einzug in Wohnungen und Häuser.

Fahrzeugteile aus Hanf

Dass Hanf in der Papier- und Textilproduktion eingesetzt wird, wundert eventuell nicht jeden. Aber dass das oftmals verpönte und mit dem Rauschmittel verwechselte Nutzhanf auch in der Automobilindustrie, die seit jeher eine zentrale Rolle in der deutschen Wirtschaft spielt, Anwendung findet, erwarten sicherlich die Wenigsten.

Tatsächlich werden aber schon seit einigen Jahrzehnten Hanffasern für die Verkleidung von Türen und Kofferräumen eingesetzt. Zudem werden daraus Armaturen sowie Teile der Karosserie hergestellt. Größter Vorteil dieser Bauweise ist das geringe Gewicht der Hanfmaterialien, die bis zu 60 % leichter als herkömmliche Materialien sind. Dies wirkt sich wiederum positiv auf den Spritverbrauch und damit die Energieeffizienz von Fahrzeugen aus.

Wer sich also enger mit der Thematik befasst, stellt fest, dass die faszinierende Pflanze in vielen Industrien einen wertvollen Rohstoff darstellt und eine echte Alternative zu bestehenden Materialien bietet. Wir haben die Hoffnung, dass diese Erkenntnis dazu beiträgt, mit einigen der vielen Vorurteile über Hanf aufzuräumen. Denn kaum ein anderer Rohstoff ist so vielseitig und weist derart große Vorteile auf. Der geringe Ressourceneinsatz und der komplette Verzicht auf chemische Spritzmittel sind dabei nur ein paar der zahlreichen Pluspunkte, die genannt werden könnten und die die Hoffnung auf weitere Einsatzfelder steigen lassen.

 Autor: Janina Ebert

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